Kleine Zeitungsmeldung mit großer
Aussage
Dem
Standpunkt Adolf Endlers zu den Hintergründen der DDR-Nostalgie
können wir uns anschließen. Die Auftritte der ehemaligen MfS-Generale
haben wir selbst erlebt (Link
hier) und können deren massive Verbalattacken bestätigen.
Nicht folgen können wir Adolf Edler hingegen, wenn er eine Abwegigkeit
darin sieht, die DDR „als zweite deutsche Diktatur“ zu bezeichnen,
weil ein Zusammenhang mit NS-Deutschland hergestellt werde. Hier
wird dem „ewigen“ Streit darüber, ob einem Vergleich der beiden
deutschen Diktaturen nicht bereits die Gleichstellung beigegeben
werde, eine weitere Sichtweise zugefügt. Die Einbettung der zweiten
deutschen Diktatur in das weltumspannende System der kommunistischen
Diktaturen kann nicht weggeredet werden.
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Berliner
Morgenpost vom 29. Juni 2006
Adolf
Endler kritisiert DDR-Nostalgie
Der Schriftsteller
Adolf Endler (75) hat eine "Vergangenheitsverklärung der DDR"
beklagt. "Vor 1989 waren höchstens 30 Prozent der Leute für den
Staat. Ich glaube, die DDR-Nostalgie entspringt den Empfindungen
dieser 70 Prozent, die nicht an die DDR geglaubt haben, aber sich
heute an etwas Schönes erinnern wollen. Das ist die neue Schizophrenie",
sagte Endler in der neuen Ausgabe der Wochenzeitung "Die Zeit".
"Alte Stasi-Generäle stellen sich hin und behaupten, das Gefängnis
Hohenschönhausen sei eine gute Adresse gewesen." Es gebe bis heute
kein einziges Buch, in dem ein Inoffizieller Stasi-Mitarbeiter
(IM) beschreibe, was er gemacht habe. Dennoch sei es abwegig,
die DDR als "zweite deutsche Diktatur" zu bezeichnen und so einen
Zusammenhang mit Nazi-Deutschland herzustellen.
(dpa)
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